Dr. med. Thomas Nauhauser
HNO-Arzt, Stimm- und Sprachstörungen, ambulante Operationen, Audiologische Schwerpunktpraxis

Otoakustische Emissionen (OAE)


Otoakustische Emissionen sind aktive, akus­ti­sche Aus­sen­dungen des Ohres, die in der Schnecke (Cochlea) generiert werden, über die Hör­knöchel­chen­ket­te und das Trom­mel­fell in den Ge­hör­gang gelangen und dort mit em­pfind­lichen Mi­kro­fo­nen nach­ge­wiesen werden können. Das bedeutet, unsere Ohren können nicht nur Töne wahr­neh­men, sondern auch selbst welche erzeugen! Der Nach­weis dieser „Ohrtöne“ ist 1977/78 erst­mals ge­lungen und wird heute klinisch eingesetzt, weil:

  • OAE bei praktisch allen Normalhörigen nachweisbar sind
  • OAE bei Schwerhörigkeiten ab einer gewissen Hörschwelle praktisch nie nachweisbar sind
  • Die Aufzeichnung der OAE eine einfache und nicht belastende Methode ist,  um die regelrechte Funk­tion der Hörschnecke zu überprüfen.

Es werden spontane und evozierte OAE un­ter­schie­den. Von klinischer Bedeutung sind die nach­fol­gen­den beiden Arten der OAE-Ableitung.


Transitorisch evozierte otoakustische Emissionen (TEOAE)

Für die Messung der TEOAE wird eine Sonde mit einem kleinen Laut­sprecher und einem Mess­mi­kro­fon in den Ge­hör­gang eingeführt. Die Sti­mu­la­tion der Cochlea erfolgt über kurze Klick-Reize, die Fre­quenz­an­teile zwischen 500 und 5000 Hz enthalten. Jeweils nach dem Klick wird die Fre­quenz­ant­wort des In­nen­oh­res auf­ge­zeich­net. Aus der Breite des OAE-Spek­trums und der auf­ge­zeich­neten Wel­len­form lassen sich Rück­schlüs­se auf die Funk­tion des In­nen­oh­res ziehen.

Das Spek­trum der TEOAE zeigt einen steilen Übergang zwischen Personen mit gutem mittlerem Hör­ver­mö­gen (Hörverlust <20 dB) und Schwer­hö­rigen (mittlerer Hörverlust >30 dB).

Insofern kann bei sicherem und breit­ban­di­gem Nachweis von TEOAE eine ver­sor­gungs­­be­dürf­ti­ge Schwer­hörig­keit aus­ge­schlos­sen werden (wichtig im Rahmen der kindlichen Hör­dia­gnos­tik).


Distorsionsprodukte otoakustischer Emissionen (DPOAE)

Bei der Messung der Dis­tor­sions­pro­dukte (Ver­zer­rungs­pro­duk­te) macht man sich zunutze, dass das In­nen­oh­r nicht­linear reagiert und bei gleich­zei­tiger Stimulation mit zwei Si­nus­tö­nen in fixem Fre­quenz­ver­hält­nis einen dritten, spe­zi­fi­schen Ton produziert, der in einer exakten Beziehung zu den beiden Sti­mu­la­tions­tönen steht. Somit kann die Funk­tion der Schnecke fre­quenz­spe­zi­fisch überprüft werden, wobei Dis­tor­sions­pro­dukte ins­be­son­dere im Bereich zwischen 1 und 8 kHz abgeleitet werden können.

Die Messung oto­akus­ti­scher Emis­sio­nen stellt einen feinen Indikator für Störungen der In­nen­ohr­funk­tion dar. Einer­seits können so früh­zei­tig z.B. lärm­be­dingte oder auch toxische In­nen­ohr­stö­rungen (durch Ent­zün­dungen oder Me­di­ka­men­te) erkannt werden, an­derer­seits kann auch der The­ra­pie­er­folg bei akuten In­nen­ohr­stö­rungen über­prüft werden.


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