Otoakustische Emissionen sind aktive, akustische Aussendungen des Ohres, die in der Schnecke (Cochlea) generiert werden, über die Hörknöchelchenkette und das Trommelfell in den Gehörgang gelangen und dort mit empfindlichen Mikrofonen nachgewiesen werden können. Das bedeutet, unsere Ohren können nicht nur Töne wahrnehmen, sondern auch selbst welche erzeugen! Der Nachweis dieser „Ohrtöne“ ist 1977/78 erstmals gelungen und wird heute klinisch eingesetzt, weil:
Es werden spontane und evozierte OAE unterschieden. Von klinischer Bedeutung sind die nachfolgenden beiden Arten der OAE-Ableitung.
Für die Messung der TEOAE wird eine Sonde mit einem kleinen Lautsprecher und einem Messmikrofon in den Gehörgang eingeführt. Die Stimulation der Cochlea erfolgt über kurze Klick-Reize, die Frequenzanteile zwischen 500 und 5000 Hz enthalten. Jeweils nach dem Klick wird die Frequenzantwort des Innenohres aufgezeichnet. Aus der Breite des OAE-Spektrums und der aufgezeichneten Wellenform lassen sich Rückschlüsse auf die Funktion des Innenohres ziehen.
Das Spektrum der TEOAE zeigt einen steilen Übergang zwischen Personen mit gutem mittlerem Hörvermögen (Hörverlust <20 dB) und Schwerhörigen (mittlerer Hörverlust >30 dB).
Insofern kann bei sicherem und breitbandigem Nachweis von TEOAE eine versorgungsbedürftige Schwerhörigkeit ausgeschlossen werden (wichtig im Rahmen der kindlichen Hördiagnostik).
Bei der Messung der Distorsionsprodukte (Verzerrungsprodukte) macht man sich zunutze, dass das Innenohr nichtlinear reagiert und bei gleichzeitiger Stimulation mit zwei Sinustönen in fixem Frequenzverhältnis einen dritten, spezifischen Ton produziert, der in einer exakten Beziehung zu den beiden Stimulationstönen steht. Somit kann die Funktion der Schnecke frequenzspezifisch überprüft werden, wobei Distorsionsprodukte insbesondere im Bereich zwischen 1 und 8 kHz abgeleitet werden können.
Die Messung otoakustischer Emissionen stellt einen feinen Indikator für Störungen der Innenohrfunktion dar. Einerseits können so frühzeitig z.B. lärmbedingte oder auch toxische Innenohrstörungen (durch Entzündungen oder Medikamente) erkannt werden, andererseits kann auch der Therapieerfolg bei akuten Innenohrstörungen überprüft werden.